Offener Weihnachtsbrief an Prof. Jens Scholz vom UKSH

Herrn Prof.Jens Scholz
Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor
des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

 

Offener Brief zum Tod durch Behandlungsfehler meines Vaters Gerd Zimmermann mit-balkenim Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am 08.02.2013

 

Sehr geehrter Herr Prof. Scholz,

da Sie meine Briefe immer an die Rechtsabteilung des UKSH weiterleiten und sie weder lesen noch wahrnehmen, schreibe ich Ihnen diesen offenen Brief. Ich gehe davon aus, dass Sie auch diesen wieder unbeantwortet lassen, aber ich schreibe Ihnen trotzdem, weil meine Seele so sehr weint.

In zwei Tagen ist Weihnachten. Mein Weihnachten ist traurig. Mein Papa ist am 08.02.2013 in Ihrem Klinikum wegen eines Behandlungsfehlers gestorben. Er ist mit einem Herzinfarkt eingeliefert worden und auf eine Sepsis (die er nachweislich nicht hatte) behandelt worden. Über 14 Stunden hat man meinen Papa an seinem Herzinfarkt in Ihrer Klinik einfach sterben lassen. Warum?

Seit dem 08.02.2013 ist mein Leben nicht mehr wie es war. Ich mußte mit ansehen wie man meinem Papa vor meinen Augen die Geräte abstellte und er gestorben ist. Keiner hat meine Mutter, meine Schwester oder mich vorher aufgeklärt oder darauf vorbereitet – einfach abgestellt. Mein Papa starb wegen eines Behandlungsfehlers und der Rest meiner Familie wurde am Morgen des 08.02.2013 schwer traumatisiert. Statt uns beizustehen und zu stabilisieren setzte man uns dann einfach im Schneesturm mit einer Plastiktüte mit den Sachen meines Vaters vor die Tür. Es gab seitens des UKSH nie ein „Es tut uns leid“ oder „Wie können wir Ihnen helfen?“. Eine Entschuldigung und vor allem eine Aufklärung, warum das passiert ist, hätte mir sehr geholfen. Aber das Gegenteil ist der Fall.

Bis heute weigert sich Ihre Versicherung, meiner Mama wenigstens den Unterhaltsausfall und Schadensersatz zu leisten, obwohl der Behandlungsfehler lange nachgewiesen ist. Sie bekommt nur noch eine kleine Rente und wir kämpfen jeden Monat mit ihr ums Überleben. Und das jetzt fast vier Jahre lang.

Haben Menschenleben in Ihrem KLINIKUM keinen Wert? Parkhaus und Mega-Umbau (Lübecker Nachrichten) verschlingen Kosten in Millionenhöhe, aber wenn es darum geht einen Fehler wieder gut zu machen und für den Schaden, den man angerichtet hat auch einzustehen, dann bleiben Augen und Ohren verschlossen. Wo ist Ihr Mitgefühl, Herr Prof. Scholz?

Sie sind Mediziner und können mit eigenen Augen anhand der Fakten der Patientenakte meines Papas sehen, dass da ein ganz großer tödlicher Fehler begangen wurde. Jeder sieht das – selbst ein Laie. Es gibt sogar ein staatsanwaltliches Gutachten, dass das belegt. Es gibt Aussagen von renommierten Ärzten (auch Ihres Klinikums), Röntgenbilder, die zeigen, dass das Herz meines Papas immer größer wurde, aber Sie und die schuldigen Ärzte gehen einfach über die Fakten hinweg und reden von einem schicksalhaften Verlauf. Das verletzt meine Seele noch so viel mehr. Ich weiß, dass Fehler passieren, aber dann muß man für Fehler auch einstehen und darf nicht noch mehr Leid über eine Familie bringen. Nur um zu vertuschen?

Die schuldigen Ärzte brauchen Sie doch nicht mehr schützen, die sind längst woanders und tun so als wäre nichts geschehen. Auch sie feiern Weihnachten, mit ihren Eltern, mit ihren Kindern.

Mein Weihnachten wird sehr traurig. Ich sehe meinen Dad nie wieder und die letzten Bilder, die ich von ihm in meinem Kopf habe, werde ich nie wieder los. Sie haben mich schwer traumatisiert und große Wunden und Narben hinterlassen, die mich mein ganzes Leben lang begleiten werden. Ich träume noch heute immer wieder davon. Meine Familie kann nie wieder an Weihnachten zusammen kommen ohne dass die Erinnerung an diese schreckliche Nacht präsent ist. Jedes Weihnachtsfest ist sehr traurig seit dem 08.02.2013. Mein Papa fehlt. Er könnte noch bei uns sein, wenn die Ärzte des Universtitätsklinikums Schleswig-Holstein nicht einen Fehler gemacht hätten. Einen tödlichen Fehler.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein schönes Weihnachtsfest, Herr Prof. Scholz. Beten Sie, dass Ihnen oder Ihren Angehörigen so etwas Schlimmes wie uns in Ihrem Klinikum passiert ist, niemals wiederfahren wird.

Ich werde an Sie und die am Tod meines Vaters schuldigen Ärzte denken, wenn ich meiner Mama an Weihnachten gegenüber sitze und in ihre tränengefüllten Augen sehe. Sie weint, weil in Ihrem Klinikum ein tödlicher Behandlungsfehler begangen wurde, zu dem keiner stehen will. Sie weint, weil mein Papa niemals wiederkommen wird und so sehr fehlt. Und mein Herz und meine Seele weinen mit ihr.

Mit freundlichen Grüßen

mit-balkenI. Einfeldt – Tochter von Gerd Zimmermann – verstorben durch Behandlungsfehler am 08.02.2013 auf der ITS 12a im UKSH-Lübeck an einem kardiogenen Schock

Es war nicht Gottes Wille – es war Ärztepfusch 

ALLIANZ – die NEINSAGER

Der Titel dieses Beitrags ist nicht von mir, sondern ich habe ihn aufgegriffen, weil der NDR schon des öfteren Beiträge unter diesem Titel veröffentlicht hat (s.u.) und die Spielchen und das an Erpressung erinnernde Machtgehabe der Allianz-Versicherung auch bei uns wirklich keine Grenzen kennt.

Meiner Mutter wurden jetzt 2,5 Jahre nach dem Tod meines Vaters im letzten Monat 2.500 Euro als Anzahlung für die Beerdigungskosten meines Vaters gezahlt. Bevor man aber den Rest der Beerdigungskosten auch zahlt, sollen wir uns auf ein Angebot einlassen, welches man unserem Anwalt gemacht hat. 10.000 Euro (abzüglich der 2.500 Euro Anzahlung) für den durch Behandlungsfehler verschuldeten Tod eines Menschen und drei Angehörige, die seit 2,5 Jahren unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom leiden, inkl. Beerdigungskosten, Unterhalts- und Verdienstausfall…

  • und das mit einem Gerichtsgutachten der Staatsanwaltschaft, dass eindeutig Behandlungsfehler nachweist und besagt, dass mein Dad noch leben würde
  • und das dafür, dass wir das Sterben meines Dads miterleben  und zusehen mußten, wie man ihm die Geräte ausstellte, obwohl er noch lebte und ohne dass man uns auch nur einmal vorher aufgeklärt hat
  • und das, obwohl man uns in der schlimmen Situation völlig unvorbereitet allein gelassen hat
  • und das, obwohl man uns drei im schweren psychischen Schock dann einfach auf die Strasse setzte und wir bis heute nachweislich krank geworden sind dadurch und alles nie mehr wird wie es einmal war
  • und das, obwohl man mit uns seit 2,5 Jahren so schlimm umgeht, dass wir gar nicht richtig heilen können
  • und das, obwohl jeden hunderte Euros an Unterhaltsausfall fällig wären seit 2,5 Jahren und wir das allein auffangen müssen
  • und das, obwohl Verdienstausfälle da sind, die schon im fünfstelligen Bereich sind

Unser Familienmitglied ist tot! Mein Vater ist tot – einfach so – aus dem NICHTS. Von jetzt auf gleich ohne Vorwarnung, obwohl man es hätte verhindern können.

Sag mal ALLIANZ, geht’s noch? Dieses Angebot ist eine Frechheit, ein Hohn, um es einmal ganz deutlich auf deutsch auszusprechen: EINE VERARSCHUNG

Wenn mein Dad einen Herzinfarkt gehabt hätte und daran gestorben wäre, weil man nichts hätte machen können, einfach so – umfallen-tot-  dann wäre das Schicksal. Aber wenn man in einem Universitätsklinikum daran stirbt, weil 14 Stunden nichts dagegen unternommen wird und ein Gerichtsgutachter der Staatsanwaltschaft das auch noch bestätigt, dann ist das KEIN Schicksal. Und dann sind wir auch nicht einfach nur besonders empfindlich, weil ein geliebter Mensch gestorben ist, wie man es uns seitens der Allianz und des UKSH unterstellt.

Es gibt für solche Fälle auch ein Urteil des Bundesgerichtshofs:

27.01.2015 VI ZR 548/12  (Quelle: http://www.openjur.de)

Bei der Beurteilung der Frage, ob psychische Beeinträchtigungen infolge des (Unfall)todes naher Angehöriger eine Gesundheitsverletzung im Sinne des § 823 Abs. 1 BGB darstellen, kommt dem Umstand maßgebliche Bedeutung zu, ob die Beeinträchtigungen auf die direkte Beteiligung des „Schockgeschädigten“ an dem Unfall oder das Miterleben des Unfalls zurückzuführen oder ob sie durch den Erhalt einer Unfallnachricht ausgelöst worden sind. Das Miterleben des Todes eines Angehörigen und daraus resultierenden schweren posttraumatischen Störungen gehen deutlich über die gesundheitlichen Auswirkungen hinaus, denen Hinterbliebene bei der Benachrichtigung vom Unfalltod eines Angehörigen erfahrungsgemäß ausgesetzt sind. 

Und Allianz….vergessen Sie nicht die Ansprüche, die wir für die 6,5 Jahre andauernde Fehldiagnose ALS sowohl für meinen Vater also auch für uns noch haben. Diese Fehldiagnose wurde auch im UKSH von Prof. T. gestellt im Jahre 2006. Das waren 6,5 Jahre HORROR. Ein Leben mit einer tödlichen Krankheit, die am Ende nachweislich gar keine war und geheilt werden hätte können von Anfang an. Aber das ändert nichts an dem Leben damit, wenn die Symptome ähnlich sind und man immer im Hinterkopf hat, dass da ein schlimmes Ende kommen kann und wird.

Nicht zu vergessen, dass mein Dad unter dem Untergang seiner Muskeln so sehr gelitten hat. Er war immer ein Sportler, ein Fussballer, sein ganzes Leben lang. Irgendwann konnte er nicht mal mehr seinen Kopf heben, aber es hätte so nicht kommen müssen, wenn ÄRZTE einfach einmal zugehört hätten, wenn sie einfach noch mal ihre Diagnose überprüft hätten, weil wir medizinischen LAIEN sie darum gebeten haben (es gab doch so viele Anhaltspunkte für eine Fehldiagnose). Aber medizinische LAIEN sind für die meisten GÖTTER IN WEISS nicht anhörungswürdig und Querulanten (es gibt einige wenige Ausnahmen) und anmaßend, wenn man sie in ihrem Handeln kritisiert und ihre Diagnosen anzweifelt.

Ich bin noch immer so fassungslos über die Art des Todes meines Dads, über die vielen Jahre davor und ich bin so fassungslos über die Art und Weise, wie Menschen, die dafür verantwortlich sind, damit umgehen. Menschen und deren Versicherung, in der doch auch Menschen arbeiten. Menschen, die genau sehen und nachlesen können, dass der Tod meines Vaters nicht hätte sein müssen. Menschen, die trotzdem eine Familie noch mit Füßen treten, die sowieso schon schlimmes erlebt hat.

Über die Reporterin, die einem Flüchtling ein Bein gestellt hat, regt sich die ganze Welt auf (und das zurecht – gar keine Frage), aber über die Menschen, die bei Medizinopfern und ihren Angehörigen immer wieder nachtreten, verliert kaum einer ein Wort, dabei kann es jeden täglich und überall treffen. Es ist zusätzlich zu dem Schmerz, den man fühlt, wenn man einen Menschen so sinnlos und tragisch verliert, so demütigend, erniedrigend und verletzend, wenn man für die Entschädigung des finanziellen Schadens auch noch betteln muß. Es ist so entwürdigend, wenn alle so tun, als wäre nichts passiert und man selber aber dabei war und weiß, dass es geschehen ist, man alles mit eigenen Augen gesehen und jeder Zelle seines Körpers gefühlt hat.

Das Verhalten ist menschenunwürdig, aber manchmal habe ich das Gefühl diesen Menschen ist es nicht nur nicht unangenehm, sondern sie haben auch noch Spass daran immer noch einmal nachzutreten. Und das macht mich sowohl wütend als auch sehr traurig.

Eine Versicherung hat unendlich viel Zeit. Mitarbeiter kommen und gehen, werden durch andere ersetzt, wenn sie in Rente gehen, aber das Leben eines Menschen, der betroffen ist, ist vergänglich. In unserer Gesellschaft hat alles seinen Preis, aber leider keinen Wert mehr.

NACHTRAG: Man hat sich jetzt nach 2.5 Jahren und zahllosen Beschwerden beim Vorstand endlich bereit erklärt, zumindest die Beerdigungskosten zu übernehmen. Natürlich unter Vorbehalt und Ablehung einer Schuldanerkennung. Egal. Es ist zwar ein Tropfen auf den heissen Stein und bringt meinen Dad nicht zurück, aber es hat ein bißchen Druck genommen, zumindest für einige Zeit. Trotz allem sind sie meiner Mum auch Unterhalt schuldig, denn wenn das nicht passiert wäre, wäre sie auch nicht in finanzielle Not geraten.

Der Titel meines Beitrags stammt vom NDR, der zum gleichen Thema auch schon des öfteren berichtet hat, denn diese Machenschaften sind wohl Taktik.   DIE NEINSAGER

Rätselhafter Tod: Ärztefehler am UKSH?

ln-artikel

Am 01.02.2015 erschien ein Zeitungsartikel über den rätselhaften Tod unseres Vaters und Ehemanns Gerd Zimmermann in den Lübecker Nachrichten (Peer Hellerling), die auf unseren Blog aufmerksam wurden. Der Artikel ist bei den LN kostenpflichtig nur im Abo abzurufen, aber ich habe die Rechte von Herrn Hellerling erhalten, ihn hier zu veröffentlichen:

LN – 01.02.2015

Gerd Zimmermann erlag einem Herzinfarkt, die Klinik behandelte aber eine Lungenentzündung. Die Familie zeigt die Mediziner an.

Hellerling, Peer

St. Jürgen. Die Vorwürfe von Ilona Einfeldt, ihrer Schwester Martina Zimmermann und Mutter Rita Zimmermann wiegen schwer: Die Uniklinik soll ihren Vater beziehungsweise Ehemann Gerd Zimmermann falsch behandelt haben, weshalb der 68-Jährige auf der Intensivstation ums Leben kam. „Warum musste er sterben?“, fragt Einfeldt. „Wir wollen Aufklärung und Gerechtigkeit“, fordert ihre Schwester. Seit zwei Jahren streitet sich die Familie zudem mit der Klinik, wann der Lübecker starb – es gibt wohl zwei abweichende Uhrzeiten.

Gerd Zimmermann erlitt am 7. Februar 2013 einen Herzinfarkt, weshalb er um 18.43 Uhr ins UKSH gebracht wurde. Schon der Notarzt habe laut Unterlagen einen Vorfall mit dem Herzen angenommen.

Auch eine nur vier Tage zuvor erfolgte Behandlung in der Sana-Klinik wegen Herzproblemen sei dem UKSH bekanntgewesen. Doch stattdessen sei der 68-Jährige wegen einer Lungenentzündung behandelt worden. Am Morgen des Folgetags lag Zimmermann im künstlichen Koma, die Ärzte schalteten die Geräte ab – vor den Augen der Familienangehörigen.

Ilona Einfeldt, ihre Schwester und die Mutter sind außer sich vor Wut, Unverständnis und Trauer. Außerdem sind sie seelisch am Ende. Die größte Frage: „Wieso therapierte das Krankenhaus trotz eindeutiger Anzeichen keinen Herzinfarkt?“, fragt sich Rita Zimmermann. In einer Stellungnahme der Klinik-Versicherung steht laut Einfeldt: Gerd Zimmermann sei „leitlinienkonform an einer Lungenentzündung behandelt worden“. Das möge inhaltlich zwar korrekt sein, kontert die Tochter. „Aber mein Vater hatte einen Herzinfarkt.“

Das habe die Obduktion ergeben, Todesursache laut Pathologie: Herzversagen als Folge eines Infarkts. Außerdem sei auch in der Patientenakte die Rede von Herzproblemen gewesen. Ein unabhängiges Gutachten des Uni-Herzzentrums Rostock vom Mai 2014 bescheinigt ebenfalls, dass ein Herzinfarkt bei einer frühzeitigen, richtigen Behandlung „verhindert oder begrenzt“ worden wäre. Ferner heißt es im Fazit: „Insofern muss offenbar von einem suboptimalen Management des vorliegenden Falles eines akuten Koronarsyndroms ausgegangen werden.“ Rita Zimmermann: „Mein Mann könnte noch leben.“ Die Reaktion der UKSH-Versicherung laut Einfeldt: Ein Gutachter habe im Nachhinein immer einen Wissensvorsprung gegenüber Notfallmedizinern.

Offen ist auch der Todeszeitpunkt, laut Uniklinik 7.45 Uhr. „Das kann aber gar nicht sein, weil wir um kurz nach 8 Uhr noch bei meinem Vater waren“, so Einfeldt. Während sie alle an Gerd Zimmermanns Bett standen, habe ein Assistenzarzt ohne Ankündigung die Gerätestecker gezogen, mit den Worten: „Er stirbt jetzt, bitte nehmen Sie Abschied.“

Dieses Verhalten und das Mauern des UKSH bei der Suche nach Erklärungen veranlasste die Familie, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. „Die Ermittlungen dauern an“, sagt Oberstaatsanwalt Günter Möller. Es soll demnach 16 Beschuldigte geben. Die Uniklinik verweist auf die laufenden Ermittlungen und schweigt. Es gebe aber keine zwei Todeszeitpunkte, alles werde „anhand der Aufzeichnungen der Zentralüberwachung und der Vitalparameter protokolliert“, so Sprecher Oliver Grieve. Auch die Geräte seien nicht vor dem Tod abgeschaltet worden, vielmehr bloß bei Anwesenheit der Familie die Besucherfunktion des Monitors aktiviert. Das sollte störende Geräusche vermeiden, „wie es in solchen Situationen aus Pietätsgründen sinnvoll und nachvollziehbar ist“.

Und auch die Sana-Klinik steht im Fokus der Familie. Gerd Zimmermann entließ sich damals selbst, laut Ilona Einfeldt stand ihr Vater unter Morphium-Einfluss. Beim Unterzeichnen des Entlassungsschreibens sei Martina Zimmermann allerdings weder davon in Kenntnis gesetzt worden, noch habe man sie über die Möglichkeit eines Herzinfarkts hingewiesen. Inzwischen wurde das laut Einfeldt jedoch nachträglich auf der Rückseite hinzugefügt. Deshalb beschuldigt die Familie das Krankenhaus der Unterlassung und Dokumentenfälschung. Auch Sana will sich wegen des laufenden Verfahrens auf LN-Anfrage nicht äußern. Nur so viel: „Die Vorwürfe sind für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Sprecherin Sibylle Beringer.Der Fall im Internet Die gesamte Geschichte um den rätselhaften Tod ihres Vaters hat Ilona Einfeldt in einem Blog ins Internet gestellt. „Das alles nimmt mich emotional so mit, deshalb habe ich es öffentlich gemacht“, sagt die 47-Jährige. Einfeldt stellte unter anderem ein kleines Porträt von Gerd Zimmermann online, zudem ihre Schilderungen des Geschehens, Antworten des Klinikums und den offenen Brief an UKSH-Chef Jens Scholz.

Original – LN-Zeitungsartikel 01.02.2015 – Rätselhafter Tod

Mittlerweile gibt es auch bereits Anfragen von Fernsehsendern.

Auf unseren offenen Brief haben wir leider nach wie vor keine Antwort erhalten von Herrn Prof. Jens Scholz. Das zeigt, wie man im UKSH mit Menschen umgeht.

Herr Prof. Scholz, hat das UKSH denn doch etwas zu verbergen?

Ihr Pressesprecher, Oliver Grieve, äußerte sich wie folgt in dem Zeitungsartikel (ich zitiere):

„…alles werde anhand der Zentralüberwachung und der Vitalparameter protokolliert“

Wenn Sie doch alles protokollieren, warum konnte uns dann bisher (seit zwei Jahren) nie jemand erklären, wie es zu dem ungewöhnlichen Todeszeitpunkt um 7.45 Uhr kommt, obwohl wir Gerd Zimmermann nach 8.00 Uhr noch lebend vorgefunden haben? In der Patientenakte ist das NICHT dokumentiert! Dort gibt es auch keine handschriftliche Protokollierung der Vitalfunktionen kurz vor dem Tod von Gerd Zimmermann. Wenn Sie das doch angeblich haben und damit alles in Ordnung ist, warum quälen Sie uns dann seit zwei Jahren damit, nicht zu wissen, was mit unserem geliebten Ehemann und Vater passiert ist?

Ich zitiere weiterhin aus dem Artikel (Grieve):

„…….“bei Anwesenheit der Familie wurde die Besucherfunktion des Monitors aktiviert…..“

Nennen Sie das im UKSH „Besucherfunktion des Monitors wird aktiviert“, wenn ein Assistenzarzt die Dialyse erst pausiert und dann ausschaltet und den – angeblich um 8.00 Uhr – nun gerade sterbenden Menschen vom Beatmungsschlauch abzieht? Ist das nicht „ABSCHALTEN DER GERÄTE“? Das nennen Sie umschalten auf „Besucherfunktion des Monitors“? Und dann liegt dieser sterbende Mensch da mit einem Schlauch im Hals, alles ist abgestellt und er bewegt sich noch!!!

Zitat Grieve:“ …wie es aus Pietätsgründen sinnvoll und nachvollziehbar ist“.

Herr Grieve, was ist daran pietätvoll, wenn man drei Familienangehörige zu ihrem Ehemann und Vater führt, sie in dem Glauben läßt, dass sie ihn besuchen (weil es ihm angeblich besser geht) und ohne weitere Worte (das hat der Arzt sogar schriftlich bestätigt) vor ihren Augen die Dialyse erst pausiert und dann ausstellt und den Beatmungsschlauch vom Gerät zieht und es dann ausstellt?

„Pietät – lt. Wikipedia – Respekt und Ehrfurcht (oftmals den Toten gegenüber) – pflichtbewußtes Benehmen gegenüber Mensch und Gott. „

Wo bleibt denn seit zwei Jahren seitens des UKSH der Respekt, die Ehrfurcht und das pflichtbewußte Benehmen gegenüber uns als Menschen?

Wir haben zwei Stunden vor der Intensivstation gesessen (und man hat uns nicht hinein gelassen) mit der Information, dass es Gerd Zimmermann etwas besser geht. Und dann nennen Sie das sinnvoll und nachvollziehbar aus Pietätsgründen, dass es kein Wort der Erklärung gibt und man uns wortlos dem Sterben unseres geliebten Angehörigen aussetzt? Pflichtbewußt? Respektvoll? Ehrfürchtig? Was hat das damit zu tun?

Und zu guter Letzt drückte man uns drei völlig traumatisierten und unter Schock stehenden Angehörigen die Kleidung und das im UKSH beschädigte Handy von Gerd Zimmermann in einer Plastiktüte in die Hand und setzte uns ohne psychologischen Beistand einfach vor die Tür, wo gerade Schneegestöber war. Geschah das auch aus Pietätsgründen?

Wir möchten Aufklärung und respektvollen Umgang mit uns. Wir möchten, dass sich die Ärzte nicht hinter dem Klinikum verstecken und dieses nicht hinter der Allianz-Versicherung und alle so tun als hätten sie ganz erfolgreich eine Lungenentzündung und eine Sepsis behandelt, die es nachweislich gar nicht gab. Mal ist es eine Lungenentzündung, mal eine Sepsis. Und dann im letzten Schreiben der Allianz-Versicherung vom 22.01.2015 schreibt man uns, dass Gerd Zimmermann noch früher an den Folgen der Blutvergiftung oder des septischen Schocks gestorben wäre, wenn man eine Herzkatheteruntersuchung gemacht hätte.

Sie schreiben damit doch selber, dass sie falsch lagen, denn es gab ja gar keinen septischen Schock. Warum übernehmen Sie dann nicht endlich auch die Verantwortung dafür?

Es ist so gruselig, dass die das immer wieder schreiben, obwohl mein Vater NACHWEISLICH KEINEN septischen Schock hatte, sondern einen Herzinfarkt und infolge dessen an einem KARDIOGENEN Schock gestorben ist. Selbst der Gutachter spricht von einem suboptimalen (Synonym für schlecht) Management am UKSH und dass das Leben von Gerd Zimmermann verlängert worden wäre, wenn man das verschlossene Gefäß des Infarktes geöffnet hätte.

Was sind das bloß für Menschen, die nicht zu ihren Fehlern stehen? Was ist das für ein Gesundheitssystem, indem schwerwiegende Behandlungsfehler passieren, aber man sie lieber vertuscht als von ihnen zu lernen?

dad-foto Der Todestag am 08.02. jährt sich und wir brauchen jetzt ein bißchen Ruhe. Wir möchten uns für die vielen lieben Mails und die große Anteilnahme und das Interesse bei allen bedanken und berichten weiter, wenn wir uns wieder etwas erholt haben.

Familie Zimmermann

Die Beweislast nach BGB

Wir haben auch einige skeptische Nachfragen bekommen und können das absolut verstehen. Wenn wir nicht selbst in diesem täglichen Horrorfilm leben würden und Aussenstehende wären, dann würden wir uns auch fragen, ob die Geschichte wirklich wahr ist. Wir möchten auch nicht gegen jemanden hetzen, sondern Antworten. Wir möchten seit dem 08.02.2013 einfach nur wissen, was passiert ist, aber bekommen keine Antworten und deswegen machen wir das öffentlich. Eigentlich möchten wir endlich einmal unsere Ruhe.

Aber wir können es beweisen, dass es so war. Wir haben die Patientenakte, einen Obduktionsbericht und ein unabhängiges Gutachten eines renommierten Experten. Die Dokumente dürfen im Original nicht öffentlich gestellt werden, weil noch ein strafrechtliches Verfahren gegen die Ärzte läuft.

Im BGB steht:

§ 630 h BGB: Beweislast bei der Haftung für Behandlungs- und Aufklärungsfehler

(1) Ein Fehler des Behandelnden wird vermutet, wenn sich ein allgemeines Behandlungsrisiko verwirklicht hat, das für den Behandelnden voll beherrschbar war und das zur Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit des Patienten geführt hat.

Bei einem Herzinfarkt muss es doch in einem Universitätsklinikum mit einer Chest-Pain-Unit (Brustschmerzstation) und einem 24-Stunden-Herzkatheterlabor möglich sein, das Gefäß innerhalb von 14 Stunden, in denen Gerd Zimmermann im UKSH war, wieder zu eröffnen. Zumal man damit wirbt, dass dieses dort zum „Tagesgeschäft“ gehört. Warum mußte dann mein Vater an einem kardiogenen Schock nach ausgedehntem Herzinfarkt sterben und warum steht man nicht dazu und läßt uns Hinterbliebenen auch noch allein mit allem?

(3) Hat der Behandelnde eine medizinisch gebotene wesentliche Maßnahme und ihr Ergebnis entgegen § 630f Absatz 1 oder Absatz 2 nicht in der Patientenakte aufgezeichnet oder hat er die Patientenakte entgegen § 630f Absatz 3 nicht aufbewahrt, wird vermutet, dass er diese Maßnahme nicht getroffen hat.

Wann starb mein Vater? In der Akte steht eine Art „Hakenkreuz“ um 7.45 Uhr (s. Bildausschnitt aus der Patientenakte) totenkreuz als Todeszeitpunkt. Wir haben ihn aber nach 8.00 Uhr noch lebend vorgefunden. Warum starb Gerd Zimmermann? Warum wurden ohne Erklärung einfach die Geräte abgestellt?

(4) War ein Behandelnder für die von ihm vorgenommene Behandlung nicht befähigt, wird vermutet, dass die mangelnde Befähigung für den Eintritt der Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit ursächlich war.

Wenn eine Herzkatheteruntersuchung und die Wiedereröffnung eines Gefäßes beim Herzinfarkt verhindern kann, dass ein Herzinfarkt zu einem kardiogenen Schock wird und ein Mensch dann daran stirbt, dann fehlte offensichtlich ein befähigter Behandler vor Ort. Ansonsten ist es nicht zu erklären, warum 14 Stunden nichts unternommen wurde, obwohl Gerd Zimmermann direkt neben dem Herzkatheterlabor lag.

(5) Liegt ein grober Behandlungsfehler vor und ist dieser grundsätzlich geeignet, eine Verletzung des Lebens, des Körpers oder der Gesundheit der tatsächlich eingetretenen Art herbeizuführen, wird vermutet, dass der Behandlungsfehler für diese Verletzung ursächlich war. Dies gilt auch dann, wenn es der Behandelnde unterlassen hat, einen medizinisch gebotenen Befund rechtzeitig zu erheben oder zu sichern, soweit der Befund mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ein Ergebnis erbracht hätte, das Anlass zu weiteren Maßnahmen gegeben hätte, und wenn das Unterlassen solcher Maßnahmen grob fehlerhaft gewesen wäre.

Eine Herzkatheteruntersuchung hätte Aufschluß darüber gegeben, dass eine sofortige Revaskularisation erforderlich war. Allein anhand der Überwachungsbögen, Blutbilder und des Echo sieht man schon als medizinischer Laie, dass mein Vater einen Herzinfarkt hatte.  Stattdessen behandelte man ihn mit Antibiotika (sieht man auch in der Akte) gegen eine Lungenentzündung (steht im Bericht der Versicherung), die es nachweislich gar nicht gab und obwohl der Herzinfarkt BEKANNT WAR. Das Unterlassen der Wiedereröffnung der Gefäße brachte dann nach 14 Stunden den Tod meines Vaters. Sogar das unabhängige Gutachten eines renommierten Experten der Kardiologie besagt:

“Bei erfolgreicher möglichst frühzeitiger Revaskularisation des betroffenen Myokardgefäßes wäre ein Herzinfarkt verhindert oder begrenzt worden in seiner Ausdehnung und das Leben des Patienten (nach statistischen Erwägungen) verlängert worden.”

Offener Brief an Prof. Dr. Jens Scholz vom UKSH

 

Herrn Prof. Jens Scholz
Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor
des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

 

Offener Brief zum Tod von unserem Ehemann und Vater Gerd Zimmermann (geb. 22.02.1944) im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am 08.02.2013

 

Sehr geehrter Herr Professor Scholz,

unsere vielen Schreiben an Sie, an die Medizinische Klinik II und das Justiziariat mit der Bitte um Beantwortung unserer Fragen blieben bis heute unbeantwortet.

Wir fordern Sie hiermit öffentich auf, endlich eine schriftliche Stellungnahme des Klinikums an uns abzugeben, warum unser Ehemann und Vater, Gerd Zimmermann, am 08.02.2013 auf der Intensivstation 12a des UKSH – Lübeck – sterben mußte und warum bis heute der Todeszeitpunkt ungeklärt ist.

Es besteht in Ihrem Klinikum angeblich eine Anweisung „von oben“, dass uns niemand Auskunft geben darf und auch die Stellungnahme, die an Ihre Haftpflichtversicherung (Allianz) gegangen ist, nicht von uns eingesehen werden darf. Wir, die Betroffenen, dürfen die Stellungnahme nicht sehen? In dieser Stellungnahme soll nach Angaben der Allianz-Versicherung stehen, dass Gerd Zimmermann leitlinienkonform an einer Lungenentzündung behandelt worden ist. Diese Aussage ist inhaltlich sicherlich korrekt, denn man hat leitlinienkonform eine Lungenentzündung behandelt, nur hatte Gerd Zimmermann nachweislich überhaupt keine Lungenentzündung, sondern einen Herzinfarkt.

Unser Ehemann und Vater wurde mit dem Rettungswagen und Notarzt (schon dort wurde festgestellt, dass er etwas mit dem Herzen hat – s. Notarztprotokoll) bei Ihnen in der Notaufnahme eingeliefert und lag dann dort eine Stunde unbehandelt (s. Gutachten und Patientenakte). Insgesamt lag Gerd Zimmermann 14 Stunden bei Ihnen im UKSH in der Notaufnahme und der Medizinschen Klinik II mit einem ausgedehnten Myokardinfarkt und starb dann an dessen Folgen an einem kardiogenen Schock und alles, was wir von Ihnen über Ihre Haftpflichtversicherung zu hören bekommen ist, dass man leitlinienkonform seine Lungenentzündung behandelt hat. Gerd Zimmermann hatte aber nachweislich (Patientenakte und Obduktionsbericht) KEINE Lungenentzündung, sondern starb an einem kardiogenen Schock nach einem ausgedehnten Myokardinfarkt.

Und das direkt neben dem Herzkatheterlabor, das angeblich 24 Stunden besetzt ist!!!!!

Das UKSH wirbt damit die einzige zertifizierte CPU in Schleswig-Holstein zu sein, die über alle modernen Geräte für die sofortige Erkennung eines Herznotfalls verfügt und
die allen Patienten mit akuten Brustkorbbeschwerden 24 Stunden offen steht. Die Versorgung des Herzinfarktes gehört gewissermaßen zum kardiologischen Tagesgeschäft bei Ihnen, schreiben Sie auf Ihrer Internetseite. Sie erfolgt nach den aktuellen Leitlinien, wobei immer der Patient im Mittelpunkt steht.

Es ist unfassbar, dass an einem Menschen in so einem grossen Klinikum, welches weiterhin mit dem Slogan „Lübeck gegen den Herzinfarkt“ und „24-Stunden Herzkatheter-Ambulanz“ wirbt, nicht die rechtzeitig erforderlichen Maßnahmen gegen einen Herzinfarkt eingesetzt wurden. Gerd Zimmermann lag 14 Stunden in Ihrem Klinikum und starb wehrlos im künstlichen Koma liegend ohne dass zu irgendeiner Zeit leitlinienkonform eine Revaskularisation des verschlossenen Gefäßes in Erwägung gezogen wurde (wir haben die Patientenakte).

Das sind nicht nur Behauptungen von uns, sondern es liegt uns und IHNEN sogar ein unabhängiges Gutachten eines international renommierten Experten der Kardiologie vor, dass besagt:

“Bei erfolgreicher möglichst frühzeitiger Revaskularisation des betroffenen Myokardgefäßes wäre ein Herzinfarkt verhindert oder begrenzt worden in seiner Ausdehnung und das Leben des Patienten (nach statistischen Erwägungen) verlängert worden.”

Und jetzt versteckt das UKSH sich hinter der Allianzversicherung, die uns in einem Schreiben mitteilt, was man uns makaberer Weise auch noch an Heiligabend zugestellt hat, dass es keine Behandlungsfehler gab und somit KEIN Versicherungsfall vorliegt. Es wurden tränenreiche Weihnachten für uns, denn die noch nicht verschlossenen Wunden wurden aufs heftigste wieder aufgerissen, was eine Heilung unsererseits verhindert.

Nach Angaben der Versicherung hatte aus Sicht des UKSH der international renommierte Gutachter durch die Obduktion einen Wissensvorsprung im Gegensatz zu einer akuten Behandlung durch Ihre Notfallmediziner. Das wäre eine Katastrophe für jede Klinik, wenn die Ärzte erst eine Obduktion durchführen müssten, um zu wissen welche Behandlung in der akuten Situation die Richtige wäre. Gerade wo doch nach den Angaben auf Ihrer Internetseite die Versorgung des Herzinfarktes zum kardiologischen Tagesgeschäft bei Ihnen gehört.

Das Gutachten wurde anhand der Patientenakte (die wir vollständig vorliegen haben), den Überwachungsbögen, Blutbildern, EKG, Echo usw. erstellt und zeigt genau auf, welche Fehler in der akuten Situation (und nicht rückwirkend) im UKSH bei Gerd Zimmermann gemacht wurden.

Herr Prof. Scholz, wir Angehörigen wurden am 08.02.2013 schwer traumatisiert, weil man menschlich auch noch ganz schlimm mit uns umgegangen ist. Angeblich hatte das sogar interne Konsequenzen. Wir Angehörige haben alle seit fast zwei Jahren posttraumatische Belastungsstörungen, kommen nicht zur Ruhe, weil man uns behandelt, als wären wir die Täter.

Wir sind aber die Geschädigten, die Opfer. Unser Familienmitglied Gerd Zimmermann ist tot. Er ist weg, und zwar für immer. Es handelt sich hier um ein Menschenleben, einen Menschen, den wir geliebt haben und nicht um einen Bagatell-Blechschaden an einem Auto. Man geht seitens Ihres Klinikums mit uns menschenverachtend um und das schon seit fast zwei Jahren.

Auch die Frage des Todeszeitpunkts ist nach wie vor ungeklärt. Angeblich ist Gerd Zimmermann am 08.02.2013 um 7.45 Uhr auf der Intensivstation verstorben. Wir waren aber um 8.02 Uhr bei ihm und da lebte er noch. Erklären Sie uns endlich, was am Morgen des 08.02.2013 geschah. Nach 8.00 Uhr wurden unserem noch lebenden Ehemann und Vater vor unseren Augen einfach die Geräte abgestellt, ohne eine Erklärung, ohne eine Absprache, einzig mit den Worten: „Er stirbt jetzt, bitte nehmen Sie Abschied“. Angeblich gab es eine Asystolie auf dem Zentralüberwachungscomputer, aber wo ist dann die Aufzeichnung? Die gibt es nicht, Herr Prof. Scholz. Was geschah mit Gerd Zimmermann am Morgen des 08.02.2013?

Nach einem Anruf einer sehr aufgeregten Ärztin um 4.45 Uhr bei uns, die uns mitteilte, dass sie selber nicht wüßte, was passiert war, aber sie unseren Gerd reanimieren mußte, fuhren wir sofort ins UKSH.

Wir saßen dann ab 6.00 Uhr zwei Stunden vor den verschlossenen Türen der Intensivstation 12a und man ließ uns nicht hinein, mit den Worten, dass erst noch Schicht- und Arztwechsel usw. sei, aber es Gerd angeblich besser gehen würde. Wir hätten nicht mal gestört, weil gar nichts passierte in dieser Zeit. Um 8.00 Uhr wurden wir von einem Assistenzarzt (von dem wir zu dem Zeitpunkt nicht einmal wußten, dass er ein Arzt ist) geholt in dem Glauben, dass wir unseren Ehemann und Vater nun endlich besuchen dürfen.

Gerd Zimmermann war im künstlichen Koma, und er war am Monitor und an die Dialyse angeschlossen. Wir standen an seinem Bett und dann ohne Vorwarnung stellte dieser Assistenzarzt einfach den Monitor auf Zentralüberwachung (auf dem wohlgemerkt noch Aktivitäten waren) und die Dialyse ab (sie schrillte die ganze Zeit) mit den Worten: .„Er stirbt jetzt, Sie können nun Abschied nehmen.“ Und dann ging er einfach weg und ließ uns mit dem sterbenden Gerd alleine. Der bewegte sich aber noch, er bewegte seine Finger. Das waren KEINE Totenzuckungen, er hat sich bewegt und auf dem Monitor waren auch noch Aktivitäten zu sehen.

In der Krankenakte von Gerd Zimmermann (die uns komplett vorliegt) ist ein Kreuz mit 7.45 Uhr für den Todeszeitpunkt eingetragen, aber wir waren um 7.45 Uhr noch gar nicht im Intensivzimmer und als wir geholt wurden, lebte Gerd noch!!! Es wurde in der Patientenakte einfach nicht dokumentiert, was zwischen 6.00 (als es ihm besser ging) und 7.45 Uhr passiert ist.

Angeblich wurden kreislaufunterstützende Mittel gegeben, aber lt. Patientenakte stimmt das nicht. Es muss doch irgendein Oberarzt über den angeblich kritischen Zustand von Gerd Zimmermann informiert worden sein, aber nirgends in der Patientenakte ist ein Hinweis darüber zu finden.

Die Entscheidung über eine ethisch vertretbare Therapiereduktion wie das Abstellen der Dialyse und das Abstellen der Beatmung sollten gemeinsam im Team und in Absprache mit den Angehörigen erfolgen. Wir sind NICHT aufgeklärt worden, sondern es wurde kommentarlos vor unseren Augen einfach alles abgestellt.

Es hat nach vier Monaten ein Angehörigengespräch gegeben, aber auch hier konnte man uns nicht aufklären, was eigentlich passiert ist. Seitens der Leitung der Med. Klinik II erhielten wir die Auskunft, dass nur der Assistenzarzt, der die Geräte abgestellt hat, Auskunft geben kann über die Umstände vor Ort. Das bedeutet, dass tatsächlich nur dieser Assistenzarzt die Entscheidung über Leben oder Tod von Gerd Zimmermann getroffen hat!?! Seine schriftliche Erklärung stimmt jedoch auch NICHT mit der Dokumentation der Patientenakte überein!

Herr Prof. Scholz, wir fragen uns bis heute quälend, ob es auf dem Zentralüber-wachungsmonitor eine Verwechslung gab, denn Gerd Zimmermann lebte definitiv nach 8.00 Uhr noch. Angeblich gab es auf dem Zentralüberwachungsmonitor um 7.45 Uhr eine Asystolie (steht nicht in der Patientenakte), aber wie kann das angehen, wenn erst nach 8.00 Uhr in unserem Beisein umgeschaltet wurde auf Zentralüberwachung und auf dem Monitor noch Aktivitäten waren. Wo ist denn dann die Aufzeichnung der Zentralüberwachung? Wo ist die Dokumentation in der Akte, dass es eine Asystolie gab?

Seit dem Ereignis vom Sterben von unserem Ehemann und Vater am 08.02.2013 auf der Intensivstation 12a des UKSH sind wir Angehörigen alle total verstört.

Eine Intensivstation allein ist schon Angst einflößend und häufig auch traumatisierend, aber seinen Ehemann und Vater sterben zu sehen, während man ihm gerade alle Maschinen abstellt und obwohl er sich noch bewegt und das ohne weitere Worte eines Arztes, ohne eine Erklärung, ohne Beistand, ist etwas, was man in seinem ganzen Leben NIEMALS wieder vergessen wird. Diese schrecklichen Bilder bekommen wir nie wieder aus unseren Köpfen.

Als wir ein paar Tage nach dem Tod von Gerd Zimmermann mit der diensthabenden Ärztin telefonieren wollten, legte die einfach den Hörer auf. Die diensthabende Intensivschwester sagte am Telefon, Gerd Zimmermann wäre ja schon alt (er war 68!) und krank gewesen, da passiere das dann schon einmal, dass man stirbt und wir sollten doch in die Kirche gehen um Frieden zu finden.

Ist das die Art, wie man bei Ihnen im Klinikum mit Angehörigen eines Verstorbenen umgeht, der nicht hätte sterben müssen?

Herr Professor Scholz, warum wurde Gerd Zimmermann auch noch ohne Erlaubnis einer randomisierten Studie (HACA-Studie zur Anwendung eines Kühlkonzeptes nach Herzkreislauf-Stillstand) unterzogen? Durch die Teilnahme an der Studie wurde eine Hypothermie ausgeschlossen, obwohl die aktuellen ERC-Leitlinien ein Kühlkonzept bei PEA empfehlen. Gerd Zimmermann hatte eine PEA in der Nacht.

Die Anmeldung zur Studie wurde durch die Ärztin auch noch (absichtlich?) falsch ausgefüllt, ansonsten hätte aufgrund der Ausschlußkriterien gar keine Randomisierung und somit keine Unterlassung der Hypothermie erfolgen dürfen. Auf Ihrer Internetseite steht für jedermann nachlesbar:

„Patienten, die erfolgreich wiederbelebt wurden, können mit dem System arctic-sun® zur Verbesserung des Behandlungsergebnisses und zum Schutz des Zentralen Nervensystems kontrolliert gekühlt und dann langsam wieder erwärmt werden.“

Gerd Zimmermann wurde das verweigert, weil er nach Zufallsverfahren der Studie keine Hypothermie erhielt. Ist das bei Ihnen im Klinikum so üblich? Und wo ist die Einwilligung zu der Studie? Unser Ehemann und Vater war durch künstliches Koma nicht einwilligungsfähig und von uns Angehörigen hat niemand zugestimmt (wir hatten alle eine offizielle Betreuungsverfügung).

Wir trauern um unseren Ehemann und Vater, wurden im UKSH schwer traumatisiert und werden nun auch noch verhöhnt von Mitarbeitern Ihres Klinikums und von Ihnen ignoriert. Ihre Haftpflichtversicherung schickt uns an Heiligabend ein Schreiben, dass man im UKSH trotz eines unabhängigen Gutachtens eines international renommierten Experten der Kardiologie die Vorwürfe der Fehlbehandlung bestreitet. AN HEILIGABEND!

Beziehen Sie bitte endlich dazu Stellung, was mit unserem Ehemann und Vater Gerd Zimmermann in der Nacht und am Morgen des 08.02.2013 geschah, warum man ihn auf Lungenentzündung und SIRS behandelte (lt. Ihrer Haftpflichtversicherung steht das in der Stellungnahme der Ärzte), obwohl es dieses so NACHWEISLICH nie gegeben hat. Sollte das tatsächlich in der Stellungnahme an die Allianz Versicherung so angegeben sein, wie die es in Ihrem Schreiben an uns geschildert haben, so wäre das eine offensichtlich bewußte Falschaussage (s. Krankenakte u. Obduktionsbericht).

Wer ist für diese Stellungnahme verantwortlich und warum verweigert man sie uns?

Beantworten Sie uns bitte endlich unsere Fragen, warum man bei Gerd Zimmermann keine Revaskularisation des verschlossenen Gefäßes vornahm, obwohl er 14 Stunden in Ihrem Klinikum mit einem ausgedehnten Myokardinfarkt lag und in Folge dessen am kardiogenen Schock sterben mußte. Teilen Sie uns mit, warum der Todeszeitpunkt in der Akte nicht mit dem Todeszeitpunkt übereinstimmt, den wir miterleben mußten und warum bei einem komatösen Patienten einfach ohne Einwilligung eine Studie vorgenommen wurde, die dazu führte, dass ihm nicht die leitlinienkonforme Hypothermie zukam.

Mit freundlichen Grüßen

Die Angehörigen von Gerd Zimmermann

R. Zimmermann
M. Zimmermann
I. Einfeldt, geb. Zimmermann

 

Nachtrag in eigener Sache:

Jetzt wird meine Mutter auch noch ihre Wohnung verlieren, wenn sie keine Hilfe bekommt. Das ist so ungerecht.

Sie kann nicht einmal mehr ihre Miete bezahlen. Mein Vater könnte noch leben, wenn die Ärzte nicht diese Fehler begangen hätten, trotz Gutachten und Fakten behauptet man einfach, dass man alles richtig gemacht hätte, und deswegen zahlt die Versicherung nicht. Meine Mutter steht mit allen Kosten ALLEIN da. Sie schafft es nicht mehr.

Seit 2 Jahren fällt durch Dads Tod sein Einkommen weg und meine Mutter bekommt nur eine kleine Minirente. Sie musste Kredite aufnehmen, die ausgeschöpft sind. Sie hat darum gebeten, dass ihr wenigstens die Beerdigungskosten zurück bezahlt werden, aber NICHTS. Keine helfende Hand, einfach mit allem ALLEIN gelassen. Wie viel Leid soll es denn noch geben?

Vermutlich ist das der Plan des UKSH und der ALLIANZ, dass meine Mutter so viele Jahre hingehalten wird, bis sie ihren Kampf für Gerechtigkeit aufgeben muss, weil sie finanziell völlig ruiniert wurde. Das UKSH und die ALLIANZ sind so große Konzerne, mit so viel Geld im Hintergrund, dass sie ihre Juristen auch noch locker weitere Jahre aus der Portokasse bezahlen können. Aber meine kleine Mom schafft das nicht mehr.

Meine Mutter müsste nicht um finanzielle Unterstützung betteln, denn sie wäre nicht in Not geraten, wenn die Ärzte zu ihren Fehlern stehen würden und sich nicht hinter dem großen UKSH und der großen ALLIANZ verstecken würden.

Wer für den Tod eines Menschen verantwortlich ist, der muß auch für den finanziellen Schaden aufkommen, den er angerichtet hat, so steht es in unserem Gesetz. Leider hält sich niemand daran, ein Menschenleben scheint NICHTS mehr wert zu sein.

Ich weiß, dass davon mein Dad nicht wieder lebendig wird, aber wenn das UKSH und die ALLIANZ nicht bald mit ihrem MACHTSPIELCHEN aufhören, dann habe ich Angst, meine Mutter auch noch zu verlieren, denn Kummer und Leid machen krank, und meiner Mom geht es schon sehr schlecht. Sie weint jeden Tag und kann das Erlebte nicht vergessen, nach 2 Jahren „durchhalten“ kommt jetzt noch der finanzielle Kummer hinzu.

Sich als „normaler Mensch“ gegen die MÄCHTIGEN zu wehren, kostet sehr sehr viel Kraft und Geld.

Offener Brief an die Mitarbeiter

Bitte um Ihre Mithilfe zur Aufklärung des Todes meines Vaters, Gerd Zimmermann (22.02.1944 – 08.02.2013, der am 08.02.2013 im UKSH Lübeck auf der Station 12a gestorben ist.

Ich appelliere an Ihre Menschlichkeit, bitte behandeln Sie uns Angehörige nicht länger wie ein lästiges Übel, nur weil wir offene Fragen haben, bitte nehmen Sie zu uns Kontakt auf (auch anonym), wir sind für jeden Hinweis dankbar.

Dies ist ein offener Brief an alle Mitarbeiter.

Vor kurzem haben wir die Information erhalten, dass es von Seiten des UKSH eine schriftliche Stellungnahme zur Todesnacht meines Vaters gibt, die unsere offenen Fragen beantworten könnte, aber leider dürfen wir diese Stellungnahme nicht einsehen, denn die Stellungnahme des UKSH sei „streng vertraulich“. Bitte verhöhnen Sie nicht auch noch unser Leid, indem es eine „geheime“ Stellungnahme gibt, die ausgerechnet wir Angehörigen nicht lesen dürfen. Bitte, senden Sie uns diese schriftliche „geheime“ Stellungnahme zu.

Ich möchte Ihnen schreiben, warum wir (meine Mutter, meine Schwester und ich) so sehr traumatisiert sind, selbst durch das Erlebte krank geworden sind, täglich Tränen fließen, immer wieder diese Nacht vor Augen haben, unsere Trauer nicht verarbeiten können und viele offene Fragen haben, deshalb werde ich unser Erlebtes berichten: Es war am 07.02.2013. Ich hatte vorher noch nie einen Menschen mit so starken Schmerzen gesehen, heute weiß ich was gemeint ist, wenn von einem Vernichtungsschmerz bei einem Herzinfarkt gesprochen wird. Ich sehe meinen Dad noch vor mir, er war ganz blass, nassgeschwitzt, der Schweiß tropfte ihm richtig von der Stirn, trotzdem war ihm kalt und auch sein Körper fühlte sich ganz kalt an, er zitterte und wimmerte, und sein Gesichtsausdruck war schmerzerfüllt. Der Rettungsdienst kam schnell und brachte ihn um 18.43 Uhr ins UKSH, wir fuhren mit unserem Auto hinterher und warteten anschließend ängstlich auf dem Flur vor der Notaufnahme.

Dann sahen wir wie jemand dort Gerd auf einer Liege über den Flur schob und meine Mutter fragte eine Frau an der Anmeldung, ob wir zu ihm können, sie bejahte die Frage, aber dass nur eine von uns zu ihm darf. Meine Mutter ging dann zu Gerd und fragte ihn: „Was ist denn mit Dir?“ Gerd sagte ihr, dass er einen Herzinfarkt hat, und dass er auch noch Schmerzen hat. Der Arzt, der bei ihm war, bestätigte dies meiner Mutter, in dem er zu ihr sagte, dass Gerd einen schweren Herzinfarkt hat und eine Sepsis, und dass er nachher noch etwas gegen die Schmerzen bekommen werde, aber dass er jetzt erst in den Röntgenraum muss. Meine Mutter kam dann zu uns zurück. Um 21 Uhr wurde er auf die Station 12a gebracht, der Arzt schob Gerd in seinem Bett über den Flur und hielt mit ihm bei uns an. Ich fragte Gerd sofort, wie es ihm denn jetzt geht. Er hatte noch Schmerzen und er fragte den Arzt, ob er gleich noch etwas gegen die Schmerzen bekommen könnte. Der Arzt sagte ihm, dass er gleich auf der Intensivstation noch etwas dagegen bekommen werde, und dann beschrieb er uns noch den Weg zum Wartebereich der Station 12a. Wir gingen dort hin und warteten.

Um 22.30 Uhr durften wir zu ihm ans Krankenbett. Ein anderer Arzt, der uns aus dem Wartebereich abholte, sagte zu uns, dass Gerd eine Sepsis hat, aber er beruhigte uns, und sagte, dass er nicht in Lebensgefahr schweben würde. Wir standen dann bei Gerd am Bett und er berichtete uns, dass er einen Herzinfarkt hat, und durch die Infusion durch die Halsader noch etwas gegen die Schmerzen bekommen hat, und er lobte das Krankenhaus, in dem er sagte, dass er sich hier gut aufgehoben fühlt, und dass der Arzt in der Notaufnahme, ein sehr netter Arzt sei. Gerd erzählte uns, dass er noch einen Tag auf der Intensivstation bleiben soll, und danach noch 10 Tage stationär. Wir blieben noch ein Weile bei Gerd am Bett und unterhielten uns mit ihm, dann verabschiedeten wir uns mit den Worten:

„Wir sehen uns morgen.“

Es blieben seine letzten Worte an uns.

Am frühen Morgen gegen 4.45 Uhr klingelte das Telefon. Die Ärztin, die meinen Dad in der Nacht behandelt hat, war ganz aufgeregt und sagte, dass sie auch nicht weiß was passiert sei, plötzlich sei sein Kaliumspiegel explodiert und seine Nieren hätten versagt, dass sie ihn dann 40 Minuten reanimiert haben und er an die Dialyse angeschlossen wurde, und dass er die Nacht wohl nicht überleben werde. Ich zitterte so sehr, dass ich kaum den Stift halten konnte, mit dem ich mir die Informationen auf einen Notizzettel schrieb. Sie wollte nicht, dass wir gleich in die Klinik kommen, sie sagte, dass wir sowieso noch nicht zu Gerd ins Zimmer dürfen, weil erst noch der Ärztewechsel stattfinden würde, die Übergabe, die Betten müssten gemacht werden, dass wir so gegen 9.00 Uhr anrufen sollen. Natürlich fuhren wir trotzdem sofort in die Klinik, wir hatten so große Angst um unseren Gerd.

Dort angekommen, klingelten wir bei der Station 12a. Die behandelnde Ärztin kam zu uns auf den Flur, hatte aber nur kurz Zeit. Sie sagte, dass wir nicht hätten kommen sollen, denn sie hätte ja schon am Telefon gesagt, dass wir nicht zu ihm dürfen, aber sie machte uns Hoffnung, sie sagte: „Es geht ihm ein klein wenig besser.“ Die nächsten 2 Stunden saßen wir im Flur, in einem Wartebereich vor der Intensivstation. Es war still auf dem Flur, bis auf diese nervige Uhr, die oben an der Decke hängt, jede Minute springt das Ziffernblatt der Uhr um, und macht dabei immer ein Geräusch, „klack…..klack….klack“. Die Zeit kam uns vor wie eine Ewigkeit, während wir immer auf die geschlossene Tür der Intensivstation starrten. Nachdem wir etwa 100 Mal die klackende Uhr hörten, füllte sich der Flur langsam mit Menschen.

Es schien tatsächlich ein Schichtwechsel stattzufinden, auch das Herzkatheterlabor nebenan wurde geöffnet. Um 8.00 Uhr kam dann ein Mann durch die Tür der Intensivstation auf uns zu, wir kannten ihn nicht, er stellte sich uns auch nicht vor, wir wussten zu dem Zeitpunkt auch nicht, dass er ein Arzt ist, er sagte nur, dass wir jetzt zu Gerd dürfen, sonst nichts weiter. Wir folgten dem Mann, und auf dem Weg kamen wir an der Ärztin vorbei, die uns nachts angerufen hatte, und in einem aufgeregten Ton sagte sie zu dem Mann: „Waaas jetzt?“ Er antwortet darauf nicht und brachte uns schweigend zu Gerd. Wir standen dann an seinem Bett, endlich durften wir ihn besuchen, die Ärztin hatte ja vor ein paar Stunden gesagt, dass es Gerd ein wenig besser gehen würde.

Aber dann, ohne Vorwarnung, stellte der Mann einfach den Monitor ab. Er war dabei sehr hektisch, und dann stellte er das Dialysegerät ab. Wir bekamen Angst, starrten den Mann an, völlig fassungslos schrie ich den Mann an: „Was machen Sie denn da? Was soll das? Auch meine Mutter fragte ihn ganz aufgebracht: „Wieso stellen Sie alles ab? Der Mann antwortete nur ganz knapp: „Er stirbt jetzt, Sie können nun Abschied nehmen.“ Und dann ging er einfach weg.

Ich hatte in meinem Leben vorher noch niemals so viele Gefühle auf einmal in mir, wie in diesem Moment. Es war ein riesiges Gefühl der Panik, gleichzeitig Trauer, Hilflosigkeit, ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, zitterte am ganzen Körper und weinte. Meine Mutter und meine Schwester sahen aus wie in einem seelischen Schockzustand, Tränen im Gesicht, und die Angst in großen Augen. Ich kannte diesen Mann nicht, für mich fühlte es sich so an, als wenn gerade ein Verrückter meinen Vater tötet.

Gerd atmete weiter, wir wussten überhaupt nicht was dort gerade geschah. Vor 2 Stunden sagte die Ärztin doch noch, dass es ihm ein wenig besser geht, was war denn jetzt plötzlich passiert? Dann kam eine Krankenschwester ins Zimmer, mit zitternder Stimme sagte ich sofort zu ihr: „Er atmet doch noch!“ Die Krankenschwester entschuldigte sich und sagte, dass er vergessen hätte das Beatmungsgerät abzustellen. Sie holte den Mann zurück, der stellte schnell das Gerät ab und ging sofort wieder aus dem Zimmer, ohne ein Wort. Da lag unser Gerd nun mit geschlossenen Augen, der Mund weit geöffnet, weil dieser dicke Tubus noch in seinem Hals steckte, und die Schläuche seitlich an seinem Hals. Wir weinten schrecklich. Ich bin eigentlich ein sehr ruhiger Mensch, aber in meiner Verzweiflung fing ich an zu schreien: „Komm zurück Gerd, bitte komm zurück.“ Meine Mutter stand mir gegenüber am Bett, sie war ganz blass und streichelte Gerd, und ich hörte, wie auch sie immer sagte: „Bitte komm zurück, Gerd.“ Sie holte seine Arme unter der Bettdecke raus, und legte sie ihm auf die Decke. Gerd mochte es doch nie, wenn seine Arme und seine Hände zugedeckt waren. Meine Schwester stand mit auf meiner Seite am Bett, sie war ganz nervös und sah schon völlig verheult aus, ihr Gesicht war ganz rot, und ich hört wie sie immer sagte: „Papa.“

An Gerd seinem Auge zuckte es ständig, und dann hob er mehrmals seinen Finger. Ich hatte das Gefühl, dass Gerd noch lebt. Ich ging schnell raus aus dem Zimmer, um Hilfe zu holen. Dort stand ein älterer Arzt, den ich zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte, ich sprach ihn sofort an und sagte ihm, dass Gerd seinen Finger noch bewegt und fragte ihn, ob Tote noch zucken? Er kam dann mit ins Zimmer, und warf einen Blick auf ihn, sagte aber nichts, und ging wieder raus. Wir hörten und sahen dann wie auf dem Flur der ältere Arzt – er war vorher gerade beim Schichtwechsel angekommen – mit der Ärztin, die Gerd in Nacht behandelt hatte und dem Mann, der die Geräte abgestellt hatte – alles besprach, und ganz laut mit ihnen schimpfte, und wir hörten Satzteile wie: „Nein, das gibt man dann nicht,“ und :“Nein, das macht man dann nicht.“

Dann kam die Ärztin wieder ins Zimmer. Sie stellte sich an das Fußende des Bettes, über ihr hing eine Uhr, meine Mutter blickte dort hin und sagte: „Dann ist Gerd jetzt wohl um 8.10 Uhr gestorben.“ Die Ärztin berichtete uns, dass es Gerd nachts noch gut ging, und dass er ihr einen Witz erzählt hätte, und dann fing sie an uns den Witz zu erzählen. Sie erzählte irgendetwas von einem Holzbein und einen Schlüssel.  Anscheinend fand sie den Witz sehr lustig, allerdings war sie die Einzige, die in dem Moment darüber lachte. Direkt neben uns lag Gerd leblos in dem Bett, der Schlauch steckte noch in seinem Mund. Dann kam der ältere Arzt und holte uns aus dem Zimmer, während er mit dem Personal schimpfte, dass man uns hier nicht so stehen lassen kann, er war dabei laut: „Gibt es hier auch einen Raum, in dem kein Toter liegt?“

Wir standen dann mit ihm im Flur auf der Intensivstation und er teilte uns mit, dass Gerd an einem kardiogenen Schock mit Multiorganversagen gestorben sei, und dass wir unbedingt eine Obduktion machen lassen sollen. Der Arzt hatte dann keine Zeit mehr, weil er zu einer OP musste. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, was ein kardiogener Schock ist, und auch nicht, ob man dafür eine Obduktion benötigt. Ich fragte dann eine Krankenschwester, ob wir kurz rausgehen können, um zu telefonieren. Meine Mutter rief von ihrem Handy aus Gerd seinen Hausarzt an, der auch Kardiologe ist. Sie berichtete ihm unter Tränen was passiert ist, und bekam den Rat, dass wir unbedingt eine Obduktion machen lassen sollen.

Wir klingelten dann wieder an der Station 12a und teilten der behandelnden Ärztin mit, dass wir uns für eine Obduktion entschieden haben. Sie bat uns dann noch kurz im Wartebereich auf dem Flur vor der Intensivstation zu warten. Ich merkte, dass die Menschen dort im Wartebereich uns beobachteten, weil wir so sehr weinten. Dann wurden wir wieder reingeholt und eine Frau brachte uns zu einem Raum, ich weiß nicht, ob es eine Ärztin oder eine Krankenschwester war, sie hat sich uns nicht vorgestellt. Wir dachten, dass es ein Besprechungszimmer wäre, in dem man uns in Ruhe einmal erklärt, was eigentlich genau in der Nacht passiert ist, und was ein kardiogener Schock ist.

Sie machte die Tür auf und ich ging zuerst in den Raum, hinter mir meine Mutter und meine Schwester. Die Frau kam nicht mit rein, sie sagte nur: „Lassen Sie sich Zeit“ und ging weg. Der Raum war etwas abgedunkelt, und dann sah ich unseren toten Gerd dort auf einer Liege. Die Schläuche, die vorher noch seitlich an seinem Hals hingen, waren jetzt entfernt und man hatte ihm ein dickes Handtuch unter sein Kinn gestopft. Meine Mutter ging an sein Bett und holte wieder seine Hände unter der Bettdecke raus, da die Decke bis zu seinem Hals hochgezogen war. Das Maß an seelischem Leid, was unsere Psyche ertragen konnte, war längst überschritten. Meine Schwester wurde richtig panisch und weinte laut, sie stand an der Tür, und ich sah, dass sie nur noch raus aus diesem Raum wollte, nur noch raus aus dieser unerträglichen Situation, und meine Mutter sah aus, als wenn sie gleich ohnmächtig werden würde.

Wir verließen den Raum. Auf dem Flur bekamen wir noch eine Plastiktüte in die Hand gedrückt, in der sich Gerd seine Kleidung befand, dann sollten wir gehen. Und da standen wir dann draußen vor der Klinik, es schneite sehr stark, in der Hand die Tüte mit dem „Rest“ von unserem Gerd. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Aber es geht noch weiter. Wir verstanden nicht, warum Gerd so plötzlich gestorben war. Wir hatten nur die eine Aussage der Ärztin in der Nacht: „Ich weiß nicht was passiert ist, plötzlich ist sein Kaliumspiegel explodiert……“ Wir wussten nicht was das zu bedeuten hat, und auch nicht, warum ein Kaliumspiegel „explodiert“. Und dann hatten wir noch die Aussage des älteren Arztes: „Er ist an einem kardiogenen Schock mit Multiorganversagen gestorben.“

Wir baten dann Gerd seinen Hausarzt (Kardiologen) um Rat. Nachdem wir mehrmals die Klinik darum gebeten hatten, uns den Arztbrief zukommen zu lassen, wurde er dann am 20.02.2013 zu Gerd seinem Hausarzt gefaxt . Der Kardiologe sagte uns, dass Gerd nicht hätte sterben müssen, wenn man eine Bypass OP gemacht hätte, oder einen Herzkatheter gelegt hätte. Daraufhin rief meine Mutter die Ärztin, die meinen Vater in der Nacht behandelt hat, in der Klinik an. Auf ihre Frage, warum man bei Gerd keinen Herzkatheter oder Bypass gemacht hätte, antwortete sie nur, das müsste man ihr überlassen, sie war die Ärztin, sie sei eine Spitzenkardiologin. Dann erzählte sie noch, dass Gerd sehr aufgeregt war und große Angst hatte, bevor er einen Kollaps hatte. Mehr wollte sie nicht mit meiner Mutter sprechen und sie legte auf. Meine Mutter telefonierte dann noch mit einer Krankenschwester, die ihr dann auch erzählte, dass mein Vater immer gerufen hat, und dass er stark gezittert hat, und dass Gerd immer aufstehen wollte und nach Hause wollte, und dass er dann ins Koma fiel, und dass er zusätzlich ins künstliche Koma versetzt worden ist, und dann 40 Minuten reanimiert wurde.

Meine Bitte, an die vielen Leser, wenn jemand von Ihnen mir Auskünfte geben kann, oder vielleicht sogar in der Nacht anwesend war, oder etwas gehört hat, oder etwas erzählt bekommen hat, was passiert ist, bevor mein Vater kollabierte, bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Wir werden Ihren Namen vertraulich behandeln. Warum hatte mein Vater so große Angst? Warum hat er immer gerufen? Warum hat er so sehr gezittert und wollte nach Hause? Meine Schwester holte uns die Krankenakte, was sehr schwierig war. In der Patientenakte wurde Gerd sein Todeszeitpunkt um 7.45 Uhr mit einem Kreuz dokumentiert. Aber wie ist das möglich? Wir wurden doch erst um 8.00 Uhr von diesem Mann zu Gerd gebracht, der dann alle Geräte abstellte, und uns zwang, Gerd beim Sterben zuzusehen. Das würde dann bedeuten, dass es ein Mensch 15 Minuten nach seinem Tod noch seinen Finger hebt? Ist das denn medizinisch möglich? Der letzte Eintrag in der Patientenakte ist um 7.00 Uhr, da hat Gerd noch gelebt, Puls und Blutdruck gehabt, darauf folgt dann nur noch das Kreuz mit 7.45 Uhr. Was ist denn in der Zeit passiert? Hatte mein Vater wieder einen Herzstillstand? Als wir um 8.00 Uhr zu Gerd ins Zimmer durften, da waren doch noch Aktivitäten auf dem Monitor zu sehen, bevor der Mann einfach alles abstellte. Was hat denn das zu beuten, wenn man einem Menschen im künstlichen Koma die Beatmung abstellt und sagt: „Er stirbt jetzt.“

Ist mein Vater erstickt? Hat mein Vater das denn noch mitbekommen, oder merkt man es nicht, wenn man im künstlichen Koma ist, und die Beatmung abgestellt wird? Wir haben so viele offene Fragen.

Meine Bitte, an die vielen Leser, unter Ihnen ist doch bestimmt jemand, der im Zentralcomputer nachsehen kann, um wie viel Uhr dort ein Herzstillstand, von meinem Vater aufgezeichnet wurde. Bitte lassen Sie uns einen Ausdruck aus dem Zentralcomputer vom 08.02.2013 von 7.00 – 8.10 Uhr morgens zukommen. Bitte helfen Sie uns, wir können den Tod von unserem Gerd nicht verarbeiten, wenn Fragen offen sind. Aus der Patientenakte konnten wir auch ersehen, dass die behandelnde Ärztin, Gerd um 5.30 Uhr zu einer randomisierten klinischen Studie angemeldet hat.  Ohne Einwilligung.  Unter den Ausschlusskriterien hat sie u.a. angegeben, dass Gerd keinen kardiogenen Schock hat, und dass er keine Infektion, Sepsis hat. Was hat das zu bedeuten? Wusste die Ärztin um 5.30 Uhr noch nicht, dass Gerd einen kardiogenen Schock, oder eine Infektion, Sepsis hat?  Oder hat sie die Ausschlusskriterien absichtlich gefälscht?  Durften wir deshalb nicht früher zu Gerd ins Zimmer?

Meine Bitte, an die vielen Leser, kann uns hier jemand einen Hinweis geben, wie so etwas in der Klinik möglich ist? Ist es in der Klinik üblich, dass Patienten ohne Einwilligung zu randomisierten klinischen Studien angemeldet werden? Ist es üblich, dass dafür sogar die Ausschlusskriterien gefälscht werden? Gibt es denn da keine Aufsicht? Am 22.03.2013 erhielten wir den endgültigen Obduktionsbericht. Die Obduktion ergab als Todesursache einen kardiogenen Schock bei ausgedehntem rezidiviertem, überwiegend frischem Myokardinfarkt.

Ursächlich ist eine hochgradige stenosierende Koronaratherosklerose.

Die Ärztin der Pathologie sagte uns, dass Gerd einen frischen Herzinfarkt hatte, und dass sie mit ihrer Oberärztin darüber gesprochen hätte, und dass sie nicht verstehen, wie man diesen großen Herzinfarkt übersehen konnte. Mittlerweile liegt uns ein Gutachten vor, eines international bekannten Kardiologen vor, der zu folgendem Ergebnis gekommen ist:

„Bei erfolgreicher möglichst frühzeitiger Revaskularisation des betroffenen Myokardgefäßes wäre ein Herzinfarkt verhindert oder begrenzt worden in seiner Ausdehnung und das Leben des Patienten (nach statistischen Erwägungen) verlängert worden.“

Wir haben dann dieses Gutachten an den Vorstand das UKSH gesendet, mit der Bitte um Stellungnahme.  Wir bekamen keine Stellungnahme, sondern lediglich die Mitteilung, dass die Angelegenheit an die Haftpflichtversicherung des UKSH übergeben wurde.

Wir bekamen dann von der Haftpflichtversicherung eine Schadensnummer, und uns wurde im August 2014 mitgeteilt, dass die Haftpflichtversicherung den „Fall“ noch nicht bearbeiten könnte, weil sie erst noch auf eine Stellungnahme des UKSH warten würden. Es vergingen weitere 4 Monate, wir warteten auf die Stellungnahme, in der Hoffnung, dass wir durch die Stellungnahme der Ärzte, die unseren Gerd in der Todesnacht behandelt haben, nun endlich eine Aufklärung bekommen. Aber statt Aufklärung bekamen wir dann folgenden Satz der Haftpflichtversicherung:

Man könne aufgrund der plausiblen Ausführungen der Versicherungsnehmerin keine Rückschlüsse auf eine fehlerhafte Behandlung ziehen.

Das war alles. Welche plausiblen Ausführungen? Eine weitere Begründung haben wir nicht erhalten. Für uns Angehörige gab es wieder keine Aufklärung. Wir haben die Versicherung gebeten, dass sie uns bitte die Stellungnahme des UKSH zu senden, damit wir die Begründung lesen können. Wir wurden dann wieder aufgefordert Geduld zu haben, da die Versicherung erst das UKSH fragen müsste, ob wir Angehörige die Stellungnahme des UKSH sehen dürften. Am 24.12.2014, Heiligabend, erhielten wir dann ein Schreiben von der Haftpflichtversicherung des UKSH, in dem folgendes steht:

In der Stellungnahme der Klinik schildern die Ärzte sehr ausführlich die einzelnen Symptome sowie die jeweiligen Diagnosen und Behandlungen im Zeitablauf. Dabei setzen sie sich auch mit dem Gutachten auseinander.

Und weiter:

Aufgrund Ihrer Bitte um Herausgabe der Stellungnahme hatten wir unsere Versicherungsnehmerin nochmals angeschrieben. Diese hat ihr Einverständnis zur Weitergabe an Sie aber nicht erteilt.

So darf man doch nicht mit dem Leid der Menschen umgehen. Warum dürfen fremde Menschen diese Stellungnahme einsehen, aber nicht wir Angehörigen?  Gerade für uns ist die Aufklärung wichtig. Ich verstehe nicht, warum wir vom Vorstand des UKSH diese weiteren 4 Monate „an der Nase herumgeführt“ wurden. Hätte man uns doch gleich schreiben können, dass wir keine schriftliche Stellungnahme erhalten werden, dann hätten wir nicht auch noch 4 Monate mit den Sachbearbeitern des Haftpflichtversicherers kommunizieren müssen, die uns immer hingehalten haben, dass auf eine Stellungnahme des UKSH gewartet wird. Das ist doch gemein. Meine Bitte, an die vielen Leser, wenn jemand von Ihnen Einfluss hat, oder irgendeine Möglichkeit sieht, uns diese Stellungnahme zukommen zu lassen, dann nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf (auch anonym). Mir ist bewusst, dass unser Gerd Zimmermann in einer so großen Klinik nur ein Patient von vielen war, aber für uns war er ein Familienmitglied, ein Vater, ein Ehemann und ein guter Freund, er war ein Teil von uns. Ich weiß auch, dass Menschen Fehler machen, aber ich wurde so erzogen, dass wenn ich Fehler begehe, dass ich dann auch alles Mögliche unternehme, um diese Fehler wieder gut zu machen. Niemand von den beteiligten Ärzten hat uns seine Hand gereicht, und uns Hilfe angeboten, sie haben sich nicht einmal selbst entschuldigt. Durch diese Erlebnisse, wurden aus 3 Angehörigen, deren Psyche bis dahin völlig intakt war, 3 Menschen, die dieses seelische Trauma bis heute nicht verarbeiten können und dadurch selbst krank geworden sind. Wir sind für jeden Hinweis und jede Hilfe (auch anonym) sehr dankbar.

Makabres Weihnachtsgeschenk

Leider ist es so, dass man mit Menschen, die sich gegen Behandlungsfehler wehren oder die Therapie eines sog. „Gott in weiß“ in Frage stellen, in diesem Land ganz übel umgeht. Nicht nur, dass man natürlich ganz vehement bestreitet, einen Fehler gemacht zu haben, verweigert uns das Klinikum auch die Stellungnahme, wie es zu dem Tod meines Vaters kam und auch, warum der Todeszeitpunkt nach wie vor ungeklärt ist.

Keiner kann und/oder will die Frage beantworten, warum wir bei einem offensichtlich noch lebenden Menschen standen, der laut Patientenakte aber schon tot war. Will die Klinik damit etwas verheimlichen? Man behandelt uns wie Aussätzige, keiner darf mit meiner Familie oder mir über den Morgen sprechen, an dem mein Vater starb. Aber das ist für unser Seelenheil wichtig.

Wir haben einen geliebten Menschen verloren, den wir geliebt haben. Wir haben ihn FÜR IMMER verloren. Es geht hier nicht um einen Bagatellschaden, einen Blechschaden bei einem leichten Auffahrunfall. Wir waren dabei als mein Vater starb, mußten mit ansehen, wie er starb und dass, obwohl er nachweislich heute noch leben könnte.

Das Klinikum versteckt sich hinter der Allianz-Versicherung und verweist auf diese, die Allianz-Versicherung versteckt sich hinter dem UKSH und gibt denen die Schuld, dass sie keine Informationen an uns weitergeben dürfen. Offenbar das übliche Spiel von Kliniken und Versicherungen, wie ich schon von vielen anderen Menschen erfahren habe, die auch Opfer der Medizin wurden. Aber jetzt wird es richtig Makaber:

AN HEILIGABEND erhielten wir über den Vorstand der Allianz-Versicherung ein Schreiben, dass die Versicherungsnehmerin (UKSH) die vorgeworfenen Behandlungsfehler ausdrücklich bestreitet. Sie hätten meiner Mutter angeboten, die Beerdigungskosten zu übernehmen, aber da sie dieses abgelehnt hätte, würden sie nun gar nichts mehr begleichen……so nach dem Motto: Ätschi Bätschi, selbst schuld.

Es geht hier nicht um Beerdigungskosten. Wir haben durch das Verhalten der Ärzte alle drei bis heute diagnostizierte posttraumatische Belastungsstörungen!!!

Hier wird sich in sehr makaberer Art und Weise auch noch über trauernde und traumatisierte Menschen lustig gemacht. Wir wollten uns den Heiligabend trotz aller Umstände schön machen und auch ein bißchen zusammen sitzen, zusammenrücken, damit geteiltes Leid nur noch halbes Leid ist, aber nach diesem Schreiben, welches jede von uns erhalten hat, war unser Weihnachten gelaufen. Ganz tiefe Wunden wurden damit gerade in der sentimentalen Weihnachtszeit aufgerissen und unser Weihnachten war sehr tränenreich.

Während die Ärzte und Sachbearbeiter schöne Weihnachten verbracht haben, hat man meiner Familie und mir das makaberste Weihnachtsgeschenk gemacht, das es für uns auf der Welt hätte geben können. Das ist genau so ein dermaßen asoziales Verhalten wie alles andere auch, was wir von diesen Menschen bisher erfahren haben. Ich habe in meinem Leben noch nie jemandem etwas Böse gewünscht, aber diesmal wünsche ich mir, dass alles Böse, was sie aussenden, in vielfacher Form auf sie zurückkommen wird.

Dass wir kein Einzelfall sind, zeigt auch dieser Beitrag des NDR. Bei 00.23.30 wird gezeigt, wie eine Frau, die durch einen Behandlungsfehler ihren Mann verloren hat, auch noch verhöhnt wird.

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/panoramadiereporter143.html

Stellungnahme von Klinik und Versicherung

In dieser Woche erhielten wir nun ein Schreiben von der Versicherung, die sich auf eine Stellungnahme des Klinikums berufen. Im ersten Moment dachte ich, mich trifft der Schlag.

Man könne aufgrund der plausiblen Ausführungen der Versicherungsnehmerin keine Rückschlüsse auf eine fehlerhafte Behandlung ziehen.

Beim nochmaligen Lesen dann kam einfach nur noch Wut, denn die plausiblen Ausführungen beziehen sich auf eine korrekte Behandlung der akuten Lungenentzündung und des beginnenden septischen Schocks und der Übersäuerung – der metabolischen Azidose.

Mein Dad Gerd Zimmermann hatte aber nachweislich – Obduktionsbericht – gar keine Lungenentzündung und keinen septischen Schock und die metabolische Azidose, die man primär behandeln mußte, gab es auch nicht. Mein Dad hatte nachweislich (Patientenakte) in den ersten drei Stunden in der Klinik einen PH-Wert von 7,43 –  ein absoluter Normwert. Von einer Übersäuerung kann man sprechen, wenn der PH-Wert unter 7,36 fällt.

Klar, man hat leitlinienkonform und korrekt eine Erkrankung behandelt, die mein Dad gar nicht hatte, aber mit welchem Sinn?

Die Beschwerdebilder, die nach den aktuellen medizinischen Leitlinien eine sofortige Verbesserung der Durchblutung (Revaskularisation) erfordert hätten, lagen bei Ihrem Mann sämtlich nicht vor

Es wird wirklich immer gruseliger. Mein Dad hatte einen akuten transmuralen Herzinfarkt und infolgedessen einen kardiogenen Schock und dieses war auch todesursächlich (wir haben als Beweis den Obduktionsbericht vorliegen).

Wir fragen uns, welche Beschwerdebilder denn noch vorliegen müssen als die, die eindeutig auf einen Myokardinfarkt hinwiesen.

Klassische Herzinfarkt-Zeichen sind:
starkes Engegefühl im Herzbereich bzw. eine massive Einschnürung oder ein starker Druck, von denen viele Betroffene das Gefühl so beschreiben, als würde ein Elefant auf ihrer Brust stehen, große Angst (Todesangst), fahle Gesichtsfarbe, Kaltschweißigkeit usw.

Symptome von meinem Dad:
Aschfahle Gesichtsfarbe
große Angst (Todesangst)
Brustschmerz – wie in einer Ritterrüstung
Kaltschweißigkeit
Tachykardie
Wenn der Herzmuskel abstirbt werden chemische Substanzen ins Blut abgegeben – Herzenzyme wie Troponin T, Troponin I, CK und LDH. CK-MB, CK, GOT steigen innerhalb von 4-8 Stunden bei akutem Herzinfarkt und normalisieren innerhalb von 2-3 Tagen. LDH steigt innerhalb von 6-12 Stunden bei akutem Herzinfarkt.

  • Die Werte von meinem Dad weisen bereits bei Einlieferung alle auf einen Myokardinfarkt hin: Troponin 2400 (!!!) um 19.20 Uhr – um 5.15 Uhr dann 6780
    Bei einem (wie als Nebendiagnose auf dem Aufnahmebogen vermerkt) subakuten NSTEMI sind die Werte geringfügig erhöht für bis zu 72 Stunden. Bei meinem Dad war Troponin bei Einlieferung in die Klinik mit 2400 aber nicht nur geringfügig erhöht. Weiterhin ist bei einem NSTEMI nur das Myokard betroffen und er ist nicht transmural. Lt. Obduktion hatte mein Dad aber einen frischen transmuralen Myokardinfarkt (frisch bedeutet immer nicht älter als 12 Stunden!!!!)
  • Kalium 5,84 (19.20 Uhr Labor) und 15 Minuten später 6,9 (19.35 Uhr Blutgasanalyse) – ist ein Ischämiemarker
  • Laktatwerte zu hoch und auch der LDH-Wert war viel zu hoch (1974), was bereits ein Hinweis auf eine Organschädigung und ein zusätzlicher Marker für einen akuten Herzinfarkt ist
  • Creatininkinase auf 316, Creatininkinase MB (Herz CK) auf 58 und CKMB Anteil des Gesamt-CK auf 18 (Norm 0-6). Liegt der CKMB Anteil zwischen 6 und 25 % des Gesamt-CK spricht das für eine Schädigung der Herzmuskelzellen. Bei meinem Dad lag der CKMB Anteil um 19.00 Uhr bei 18%.
  • GOT auf 676 – steigt innerhalb von 4-8 Stunden nach Herzinfarkt an
    Blutstauung in der Lunge (bei akutem Herzinfarkt)

Der Befund der Echokardiographie war auch eindeutig.

Was für Beschwerdebilder müssen denn noch auftreten, die nach den aktuellen medizinischen Leitlinien eine sofortige Verbesserung der Durchblutung (Revaskularisation) erfordert hätten?

Im Obduktionsbericht steht eindeutig, dass es ein frischer ausgedehnter transmuraler Myokardinfarkt war, der unbehandelt zum kardiogenen Schock und zum Tod geführt hat. Wenn das todesursächlich war, wie kann man dann behaupten, dass keine Beschwerdebilder eine Revaskularisation erfordert hätten?

Diese Tatsachen kann man auch nicht schön reden, denn selbst wenn eine Lungensepsis akut hätte behandelt werden müssen (was ja nicht der Fall war, weil es sie gar nicht gab), wäre es nicht nachzuvollziehen, warum dann trotzdem innerhalb von 14 Stunden (!!) Klinikaufenthalt nicht die Revaskularisation hätte vorgenommen werden können. Immerhin steht sogar in der Krankenakte, dass mein Dad kardiopulmonal stabil war.

Überall und insbesondere in den Notfallrichtlinien kann man nachlesen, dass bei einem Herzinfarkt und bei einem kardiogenen Schock die einzige und lebensrettende Maßnahme eine Revaskularisation ist, dass die Wiedereröffnung des/der Gefäße/s oberste Priorität hat. Ein Herzinfarkt führt durch zugrunde liegenden Gefässverschluss immer zum Absterben von Herzmuskelgewebe. Je länger man mit der Gefäßeröffnung wartet, desto mehr Funktionsverlust von Herzmuskelgewebe und ab einer bestimmten Funktionseinbuße unterschreitet die verbliebene Pumpleistung einen kritischen Wert, lebenswichtige Organe werden nicht mehr hinreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt und es kommt zum kardiogenen Schock. Werden die Gefäße im kardiogenen Schock noch immer nicht eröffnet, kommt es zum Multiorganversagen und zum Tod.

Bei Gerd Zimmermann wäre die dem Pumpversagen zugrunde liegende Ursache – nämlich Verschluss der Gefäße – chirurgisch oder katheterinterventionell zu beseitigen gewesen.

Das, Versicherung und Ärzte, ist die einzige plausible Ausführung. Und das greifen wir ja nicht einmal eben aus der Luft, sondern ich habe hier die komplette Patientenakte vorliegen und einen Obduktionsbericht. Keine Lungenentzündung, kein septischer Schock !!!!

Das ist einfach unglaublich, unfassbar..

Tod durch Behandlungsfehler – Herzinfarkt 08.02.2013

Am 07.02.2013 wurde mein Vater um 17.49 Uhr mit dem RTW und Notarzt in der interdisziplinären Notaufnahme des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein – Campus Lübeck eingeliefert mit starken Brustkorbschmerzen. Man wirbt dort damit, die einzige zertifizierte Chest-Pain-Unit (Brustschmerzstation) in Schleswig-Holstein zu sein, die über alle modernen Geräte für die sofortige Erkennung eines Herznotfalls verfügt und die allen Patienten mit akuten Brustkorbbeschwerden 24 Stunden offen steht.

In der Notaufnahme machte man dann ein EKG (was aber nicht in der Kopie der Patientenakte ist), ein Echo und entnahm Blut. Wie es in Kliniken so üblich ist, darf man in der Regel als Angehöriger dann nicht zu dem Patienten und erfährt auch über Stunden nicht viel. Wir mußten immer wieder vor der Notaufnahme warten.

Um 21.00 Uhr wurde mein Vater von der Notaufnahme auf die Intensivstation 12a verlegt und wir konnten kurz mit ihm sprechen als er an uns vorbei geschoben wurde. Er fragte noch, wie er überhaupt in die Klinik gekommen sei und redete kurz mit uns. Der Krankenakte konnten wir dann später entnehmen, dass die Diagnose lautete „beginnender septischer Schock mit subakutem Myokardinfarkt“ und eine Antibiotikatherapie (Tavanic) begonnen wird.

Wir durften ihn dann gegen 22.00 Uhr noch einmal kurz besuchen und man (zuständiger Arzt) sagte uns abends noch, dass wir uns keine Sorgen machen müßten, er bekäme jetzt Medikamente, würde versorgt und noch einen Tag auf der Intensivstation bleiben und dann auf eine Normalstation verlegt werden. „Fahren Sie ruhig nach Hause“ sagte man uns. Wir verabschiedeten uns bei ihm mit den Worten „Tschüß, bis morgen – gute Besserung“.

Gegen 23.30 Uhr rief noch ein Arzt auf dem Handy meiner Mutter an und fragte nach der Medikation, die mein Vater für seine Myositis erhielt. Da wir noch unterwegs waren, schauten wir später nach und teilten das gegen 0.30 Uhr telefonisch auf der ITS mit. Da sagte man meiner Mutter am Telefon noch, dass alles in Ordnung wäre.

Wir fuhren alle nach Hause und ich schaute noch ein wenig TV, weil ich wegen der ganzen Ereignisse gar nicht schlafen konnte. Irgendwann muß ich auf dem Sofa eingeschlafen sein bis dann nachts gegen 4.45 Uhr die zuständige Ärztin Frau L. (ich benutze bewußt nicht den Dr.-Titel) bei mir anrief und ganz aufgeregt erzählte, dass mein Vater die Nacht wohl nicht überleben werde. Sein Kaliumspiegel wäre explodiert, sie weiß gar nicht warum, und seine Nieren haben versagt und sie haben ihn 40 Minuten reanimiert und jetzt an die Dialyse angeschlossen. Sie sagte noch, wir bräuchten aber nicht zu kommen, weil wir sowieso erst nach dem Schichtwechsel zu ihm dürften. (???)

Selbstverständlich fuhren wir nach dem Anruf sofort ins Klinikum und waren gegen 6.00 Uhr dort. Frau L. sagte uns, dass es meinem Vater besser ginge und wir warten müssten. Wir saßen 2 (!!!) Stunden vor der Intensivstation 12a und warteten. Um 8.00 Uhr wurden wir dann von dem Assistenzarzt Herrn F. (wir haben den Namen erst hinterher erfahren und wußten zu dem Zeitpunkt nicht einmal, dass er ein Arzt ist) geholt in dem Glauben, dass wir meinen Vater nun besuchen dürfen, weil Frau L. ja sagte, dass es ihm wieder besser geht. Herr F. ging voraus, und wir folgten ihm zu meinem Vater.

Auf dem Weg dorthin sagte Frau L. in einem aufgeregten Ton zu Herrn F.: „Was?…….. Jeeeetzt?“ Herr F. antwortete darauf nicht, und brachte uns schweigend zu meinem Vater, der im künstlichen Koma lag und an einen Vital-Monitor und an die Dialyse angeschlossen war, und er hatte einen Tubus im Hals an einem Beatmungsgerät. Wir standen an seinem Bett und dann ohne Vorwarnung, stellte Herr F. einfach – ohne irgendein Wort zu sagen – den Monitor (auf dem wohlgemerkt noch Aktivitäten waren) auf Zentralüberwachung und die Dialyse auf pausieren (sie schrillte die ganze Zeit).

Wir waren völlig erschrocken und aufgeregt und fassungslos und fragten sofort: „Was soll das? Wieso stellen Sie alles ab? “ Aber Herr F. meinte nur ganz knapp: „Er stirbt jetzt, Sie können nun Abschied nehmen.“ Und dann ging er einfach weg und ließ uns mit meinem sterbenden Vater alleine. Es war so schrecklich.

Mein Vater atmete weiter und eine Krankenschwester entschuldigte das später mit: „Oh das tut mir leid, Herr F. hat vergessen das Beatmungsgerät abzustellen.“ Dann holte sie Herrn F., der stellte das Beatmungsgerät schnell ab, sagte kein Wort und ging wieder raus. Da lag mein Vater nun mit geschlossenen Augen, der Mund weit geöffnet, weil dieser dicke Tubus noch in seinem Hals steckte. Wir weinten schrecklich. Mein Vater zuckte immer an seinen Augen und an seinem Mund und er hob mehrmals den mittleren Finger seiner linken Hand und meine Schwester Martina ging sofort raus auf den Flur und fragte den Oberarzt Dr. K.: „Zucken Tote noch? Was passiert denn hier?“

Oberarzt Dr. K. (der in der Nacht keinen Dienst hatte und erst am Morgen zum Dienst kam) kam dann mit ins Zimmer rein und warf einen Blick auf ihn, sagte aber nichts und ging wieder raus. Mein Vater hat sich definitiv noch bewegt, er hat mehrmals seinen Finger gehoben. Das waren KEINE Totenzuckungen, er hat sich bewegt und auf dem Monitor waren auch noch Aktivitäten zu sehen.

Wir hörten und sahen dann wie auf dem Flur der Arzt Dr. K. mit Frau L. und Herrn F. alles besprach und ganz laut mit ihnen rumschnauzte und wir hörten Satzteile wie: „Nein, das gibt man dann nicht,“ und :“Nein, das macht man dann nicht.“ „Nicht 50, sondern 30“. Was immer das auch zu bedeuten hatte. Man sagte uns dann noch in einem Gespräch, dass mein Vater einen kardiogenen Schock gehabt hätte (zu dem Zeitpunkt wußten wir gar nicht, was das ist). Dann wurden wir nach einer Weile in einen Raum geschoben, in dem mein gerade verstorbener Vater aufgebahrt war. Wir dachten, wir würden dort noch ein Arztgespräch haben, jemanden, der uns sagt, was hier eigentlich passiert war. Aber wir sollten uns dort wohl verabschieden, denn es kam niemand und wir waren so sehr unter Schock, dass wir aus diesem Zimmer raus mußten – alle drei. Es gibt in diesem Klinikum angeblich ein Traumazentrum und es gibt Psychologen und wir waren auf einer Intensivstation, aber uns setzte man im schweren Schock einfach vor die Tür und draussen schneite es.

Da wir einfach fühlten, dass etwas nicht stimmte mit dem Tod meines Vaters, holten wir uns so schnell wie möglich die Patientenakte und im nachhinein wissen wir nun, dass mein Vater einen schweren Herzinfarkt hatte und durch die Nichtbehandlung dieses Infarktes dann später einen kardiogenen Schock – und keinen septischen Schock, wie man in der Klinik über die vielen Stunden hin annahm.

Trotz Echokardiographie, trotz Symptomatik eines Infarktes, trotz hoher Troponinwerte, trotz Herzkreislaufversagen und PEA wurde keine Eröffnung der Gefäße veranlaßt obwohl die Intensivstation direkt neben dem Herzkatheterlabor liegt, das mit 24-Stunden-Service wirbt. Und dann kollabierte mein Dad dann nachts um 3.00 Uhr mit Pulsloser elektrischer Aktivität. Es erfolgte eine 40-minütige Reanimation, aber auch danach öffnete man nicht das Gefäß, welches zu dem Infarkt und der PEA geführt hatte. Stattdessen ließ man ihn weiterhin so liegen und es versagten dann die Nieren und weitere Organe, was dazu führte, dass mein Vater am Morgen des 08.02.2013 im UKSH verstarb.

Der 08.02. ist der Todestag meines Vaters und gleichzeitig mein Hochzeitstag ;-(

Wir haben Strafantrag gegen die behandelnden Ärzte des UKSH gestellt und die Staatsanwaltschaft ermittelt. Mittlerweile liegt uns ein Gerichtsgutachten vor in dem steht,

  • dass bei erfolgreicher möglichst frühzeitiger Revaskularisation (Wiedereröffnung) des betroffenen Myokardgefäßes ein Herzinfarkt verhindert oder begrenzt in seiner Ausdehnung und das Leben des Patienten (nach statistischen Erwägungen) verlängert worden wäre…
  • dass, zumindest für die Nachtdiensthabenden auf der Station (das war drei Stunden nach Aufnahme in der Notaufnahme!!) bzw. dem verantwortlichen Hintergrunddienst, in den ersten Stunden nach Übernahme auf die Station (also zu den drei Stunden Notaufnahme noch einmal ein paar Stunden dazu) ein ärztlicher Behandlungsfehler im Sinne einer Unterlassung potentiell lebensrettender Massnahmen vorgeworfen werden kann
  • dass mein Dad bei Übernahme offensichtlich initial stabil unter 6l Sauerstoff war, bei einem Kaliumspiegel von 5,3 mmol/l und mindestens zu diesem Zeitpunkt nicht in einem unrettbaren Zustand war.“
  • dass man offensichtlich einen schicksalhaften Verlauf akzeptiert bzw. keine wirksamen Massnahmen in Betracht gezogen hat

Auch zum Handeln eines niedergelassenen Arztes, der ein Kardiologe ist, bei dem wir einen Tag vorher ohne meinen Vater waren, bestätigt das Gutachten einen Behandlungsfehler:

  • dass bei den auffälligen Laborwerten nach Blutentnahme am 04.02.2013 mit eindeutigen Hinweisen auf eine Myokardnekrose es nicht verständlich ist, dass Dr. med. S. nicht auf seine lebensbedrohliche Situation hingewiesen hat bzw. auf eine erneute Einweisung in ein entsprechend ausgerüstetes Klinikum gedrungen hat. Stattdessen wurde eine Echokardiographie für den 08.02.2013 avisiert…
  • die bedrohliche Situation ist offenbar Herrn Dr. S. nicht bewusst gewesen…
  • nur eine sofortige Revaskularisation eines offenbar verschlossenen Koronargefäßes (erkennbar an den Nekrosemarkern) hätte prognostisch relevante Effekte gehabt…
  • dass ein Facharzt für Innere Medizin im Lichte der Befunde aus Arztbrief und Laborbericht eine sofortige stationäre Aufnahme empfohlen hätte…
  • zumindest die Unterlassung des sofortigen Eingreifens bzw. des Hinweises auf die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme mit dem Ziel der Koronarrevaskularisierung muss als ärztlicher Behandlungsfehler gelten

Der niedergelassene Arzt behauptet jetzt, er hätte uns gesagt, dass mein Vater in einem lebensbedrohlichen Zustand ist und er einen Herzinfarkt vermutet und er sofort eine Herzkatheteruntersuchung benötigt, aber wir hätten das für meinen Vater abgelehnt. Das hat er aber NICHT gesagt. Er hat uns ein blutzuckersenkendes Mittel verschrieben (können wir beweisen), einen Termin zwei Tage später für ein Echo (vorsichtshalber mal schauen, ob da was ist) gemacht und gesagt, wir sollen Blutzucker messen bei meinem Vater. Nun stünde es Aussage gegen Aussage und die Staatsanwältin wollte “im Zweifel für den Beschuldigten” die Anklage ggf. nicht erheben.

Ein Arzt für innere Medizin – noch dazu mit Fachrichtung Kardiologie ist verpflichtet Hilfe zu leisten, indem er den Patienten konsultiert (Ferndiagnose darf man nicht bei so lebensbedrohlichen Situationen stellen), ihm einen Rettungswagen mit Notarztbegleitung ruft und sich zumindest im nachhinein erkundigt, dass diese Massnahmen getroffen wurden. Einfach nur in die Akte HINTERHER schreiben, nachdem man von seinen Kollegen offenbar gewarnt wurde, er hätte das erkannt und darauf bei den Angehörigen hingewiesen, ist für mein Empfinden wirklich das Allerletzte.

Ich war live dabei und nehme jetzt wahr, wie die alle lügen wie gedruckt, wie sich alle versuchen rauszuwinden, aber anhand unserer Unterlagen können wir alles nachweisen, aber diese ganzen Recherchen müssen wir immer allein leisten. Immer neue Stellungnahmen schreiben usw. Das zerrt an den Nerven und der Gesundheit.

Auch der offizielle – als eine Art Hakenkreuz totenkreuzin der Patientenakte vermerkte – Todeszeitpunkt stimmt nicht überein mit dem, was wir erlebt haben. Wir haben die Klinik immer wieder angeschrieben, offene Briefe geschrieben usw. damit man uns endlich sagt, was mit meinem Dad passiert ist in der Nacht vom 07.02. auf den 08.02.2013 auf der Intensivstation 12a des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein Campus Lübeck, aber keinen dort interessiert es, dass wir diese Aufklärung benötigen, um irgendwann auch einmal heilen zu können.

https://fehldiagnose.wordpress.com/2014/08/19/ungeklarter-todeszeitpunkt-war-es-eine-verwechslung/

Wir Angehörigen hatten einen schweren Schock und leiden seitdem – nachgewiesen und diagnostiziert – unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Und das kann nicht heilen, wenn wir nicht Aufklärung erhalten. Überall in den Zeitungen kann man lesen von den Hinterbliebenen der German Wings Opfer, die am 24.03.2014 ums Leben kamen. Sie alle brauchen Aufklärung, müssen wissen, wie Ihre geliebten Angehörigen gestorben sind. Nichts anderes wünschen auch wir uns und dass meine Mutter endlich auch finanziell entschädigt wird, denn sie hat monatliche finanzielle Einbußen von ca. 400 Euro, die man irgendwann nicht mehr auffangen kann. Aber die Allianz-Versicherung hat ihr gerade einmal 2500 Euro gezahlt. Das ist noch nicht einmal die Hälfte der Beerdigungskosten. Das ist ein Menschenleben wert? Ein Toter und drei zerstörte Menschenleben, das ist die Bilanz aus dem Intensivzimmer der 12a am Morgen des 08.02.2013.

Heute behauptet man seitens des Klinikums immer dass man uns nichts sagen würde, weil wir die Ärzte angezeigt haben, aber das ist falsch. Wir haben die Ärzte angezeigt, weil man uns nichts gesagt hat.

Neuigkeiten: Makabres Aufklärungsgespräch